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Mobilität neu denken – Best practice aus Helsinki

Future
Berlin – 21. Mai 2019

Wie bringt man Menschen dazu, freiwillig auf das eigene Auto zu verzichten und stattdessen andere Mobilitätsalternativen zu nutzen? Eine mögliche Antwort kommt aus Helsinki. Dort hat das Start Up MaaS Global eine App entwickelt, über die die Nutzer ihre Fahrt mit öffentlichen Verkehrsmitteln, Taxi, Carsharing, Leihauto oder -rad planen, buchen und bezahlen können. Eine komplette Mobilitätskette – alles aus einer Hand.

„On a whim“ ist eine englische Redewendung, die man mit „aus der Laune heraus“ oder „spontan“ übersetzen könnte. Whim haben daher die Entwickler des Start Ups MaaS Global ihre App genannt. Sie soll den eigenen privaten PKW nach Möglichkeit überflüssig machen und den Nutzerinnen und Nutzern die Möglichkeit bieten, ohne großen Aufwand und Umwege auf Alternativen zurückgreifen zu können, um von A nach B zu gelangen. Neben Bus und Bahn sind auch Mietwagen, Carsharing, Taxis und Leihräder eingebunden, die je nach Ziel kombiniert werden. So erhält der Nutzer den bestmöglichen Mix für seine Fahrt und kann diesen auch direkt über das Smartphone buchen und bezahlen. Dabei stehen ihm mehrere Bezahloptionen zur Verfügung. Die Bandbreite reicht von „To Go“ mit einzelner Abrechnung der Leistung bis hin zum Monats-Abonnement „Urban 30“ für derzeit 62 Euro, das Busse und Bahnen sowie Leihräder, einen vergünstigten Taxipreis für Strecken bis fünf Kilometer und einen garantierten Tagessatz für Mietwagen umfasst. Und mit dem Tarif „Unlimited“ für 499 Euro erhalten die Nutzer einen unbegrenzten Zugriff auf alle angeschlossenen Verkehrsmittel.

Niedrige Zugangshürden

Eine langfristige Bindung ist nicht nötig. Das Abonnement kann ohne größeren Aufwand gekündigt werden. Damit fällt eine wesentliche Zugangshürde. Seit dem Launch der App im November 2017 wurden nach Angaben des Start Ups mehr als vier Millionen Fahrten über Whim gebucht. Um die 80.000 Menschen setzen bereits in der finnischen Hauptstadt auf den Service. Darüber hinaus ist Whim auch in Antwerpen und Birmingham im Einsatz.

Symbolbild: Fahrten über Whim

Kritische Stimmen

Bei aller Euphorie gibt es auch kritische Stimmen. So könnten günstige Mobilitätsservices – gerade auf der so genannten ersten oder letzten Meile – möglicherweise Fußgänger und Radfahrer dazu bringen, sich eher chauffieren zu lassen, was zu einer Zunahme des motorisierten Individualverkehrs führen würde. Auch der öffentliche Nahverkehr könnte unter den komfortablen Angeboten leiden, wenn Nutzer zum Beispiel eher auf das Taxi setzen. Zahlen, die das Start Up Ende März zusammen mit dem Beratungsunternehmen Ramboll veröffentlicht hat, weisen allerdings in eine andere Richtung. Im Rahmen einer Studie wurden die Daten von 70.000 registrierten Nutzern im ersten Jahr in Helsinki ausgewertet. Demnach setzen Whim-Nutzer bei 73 Prozent ihrer Fahrten auf den öffentlichen Verkehr, im Vergleich zu 48 Prozent bei den durchschnittlichen Bürgern. Für die Autoren ist das nur ein Indiz dafür, dass der öffentliche Verkehr das Rückgrat des Angebotes ist.

Mobilität als Dienstleistung

Mobility as a Service (MaaS), also Mobilität als Dienstleistung, nennt sich das Konzept auf dem Whim und ähnliche Angebote beruhen. Der viel diskutierte Ansatz verfolgt das Ziel, den Verkehr vor dem Hintergrund zunehmender Herausforderungen günstiger, effizienter und nachhaltiger zu gestalten. Der Privatwagen soll dabei nach Möglichkeit von der Dienstleistung Beförderung abgelöst werden. Das auf den Kundenbedarf abgestimmte Angebot unterschiedlicher Mobilitätsdienste kann sich dabei aus zahlreichen Services verschiedener Anbieter zusammensetzen.

Lösungen aus Deutschland

Auch in Deutschland wird mit Hochdruck an MaaS-Projekten gearbeitet. Der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) entwickelt zum Beispiel gemeinsam mit Partnern im Rahmen des Projekts „Mobility Inside“ eine Plattform, die den gesamten öffentlichen Verkehr in sich vereint. Das Ziel: Deutschlandweit sollen Nah- und Fernverkehr mit On-Demand- und Sharing-Angeboten über eine App buchbar und bezahlbar sein. Die App soll zumindest langfristig dabei nicht nur Bus- und Bahnverbindungen beinhalten, sondern auch Mieträder, E-Roller, elektrischen Tretroller, Carsharing-Autos sowie Ride-Sharing-Fahrdienste anbieten und dabei auch lokale Angebote privater Mobilitätsanbieter berücksichtigen.

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