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SPNV-Branche kämpft mit Hochdruck um Fachkräfte

Future
Berlin – 28. Januar 2020

Vor dem Hintergrund der nötigen Verkehrswende ist die Schiene unentbehrlich. Wenn es jedoch gilt mehr Personen zum Umstieg zu motivieren, braucht Deutschland mehr Personal, um einen verlässlichen und zukunftsfähigen Nahverkehr zu gewährleisten.

Eine Statistik des Umweltbundesverband aus dem Jahr 2018 bestätigt, dass der Zug das klimafreundlichste Fortbewegungs- und Transportmittel ist. Die Schiene ist somit ein tragender Pfeiler für das Erreichen der europäischen Energie- und Klimaziele bis 2030. Jüngst prognostizierte Berthold Huber, Vorstand des DB-Personenverkehrs, dass der SPNV im Jahr 2030 im Vergleich zu heute doppelt so viele Fahrgäste befördert. Das heißt konkret: Pro Jahr werden auf deutschen Schienen 280 Millionen Menschen mit dem Zug reisen. Auch der Warengüterverkehr soll sich von Schiff- und Flugverkehr auf die Schiene verlagern. Sigrid Nikutta, die kürzlich zum Vorstand der reaktivierten DB Cargo ernannt wurde, hat zu ihrem Einstieg ebenfalls ehrgeizigen Ziele gesteckt: Der Warengüterverkehr werde laut Prognosen in den nächsten Jahren von 20 Prozent auf 40 Prozent ansteigen. Eins wird dabei deutlich: Die Zukunft läuft auf der Schiene.

Große Ziele des Personen- und Güterverkehrs verlangen mehr Personal

Aktuell leistet die Branche umfassende Modernisierungsmaßnahmen, um eine funktionierende und leistungsfähige Infrastruktur für die doppelte Anzahl an Fahrgästen zu bereitstellen. Das Jahrzehnt der Baustellen hat gerade begonnen – doch damit ist nur der erste Schritt getan: Will die Verkehrswende gelingen, müssen Bahn- und Güterunternehmen ihr Personal massiv aufstocken. Der VDV sagt voraus, dass von den aktuell 151.000 Beschäftigten in den VDV-Mitgliedsunternehmen bis 2030 rund 50 Prozent ersetzt werden müssen, um den Status quo aufrechtzuerhalten. Allein im vergangen Jahr 2019 hat die DB 23.000 neue Mitarbeiter eingestellt. 2020 soll eine ähnliche Anzahl akquiriert werden, so DB-Vorstand Huber. Besonders gefragt sind Triebfahrzeugführer, Fahrdienstleiter, Gleisbauer, aber auch Fachleute für IT und den Elektrobereich. Die zahlreichen weiteren Verkehrsunternehmen suchen ebenfalls händeringend Personal.

Mit Werbe- und Imagekampagnen für die Attraktivität der Bahnbranche

Die DB AG sowie regionale und städtische Verkehrsbetriebe werben seit geraumer Zeit zugkräftig um Personal. In NRW haben sich aufgrund des Personalmangel mehrere SPNV-Unternehmen im Landesprogramm „Fokus Bahn" zusammengeschlossen, um gemeinsam die größten Anforderungen der Zukunft zu meistern. Auch der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) startete 2019 ein umfassendes Informationsportal über die vielfältige Berufs- und Arbeitgeberwelt der Verkehrsbranche. Gezielte Imagekampagnen sollen die Bahnberufe ins rechte Licht rücken. Deutschlandweit wartet die Branche mit lohnenswerten Konditionen auf. Der Mangel ist so akut, dass sich Arbeitnehmer den Arbeitgeber aussuchen können – Fernverkehr und ÖPNV sind zum Arbeitnehmermarkt geworden. Wer Triebfahrzeugführer werden möchten, muss abhängig von der beruflichen Vorbildung eine 5- bis 18-monatige Umschulung absolvieren, die in der Regel mit einem festen Gehalt nach Tarifvertrag vergütet wird. Das liegt zwei Stufen unter dem Einstiegsgehalt, das Lokführer nach der erfolgreichen Umschulung erhalten. Einige Umschüler werden auch durch Maßnahmen der Agentur für Arbeit über Bildungsgutscheine finanziert oder erhalten Leistungen zur Teilhabe am Arbeitsleben und zur beruflichen Rehabilitation bei der Rentenversicherung. Berufseinsteiger bei Abellio GmbH starten mit einem Einstiegsgehalt von rund 2.900 Euro brutto pro Monat – im Güterverkehr sind die Gehälter sogar noch höher – inklusive zahlreiche Sozialleistungen. Dazu kommen regelmäßige Zuschläge für Nachtfahrten und Überstunden sowie jährliche Sonderzahlungen. Das Vereinbaren von Familie und Beruf spricht ebenfalls für die Branche. Der Einstieg nach Mutterschutz oder Elternzeit gestaltet sich einfacher und verschiedene Arbeitszeitmodelle passen sich den Bedürfnissen von Mitarbeitern mit Kindern an.

Mehr Frauen in den Führerstand

Damit reagiert die Branche auf das Ungleichgewicht zwischen männlichen und weiblichen Mitarbeitern. Im Jahr 2018 betrug der Frauenanteil bei den Schienenfahrzeugführern lediglich 4,2 Prozent. Daher versuchen die Verkehrsunternehmen Hemmschwellen von Bewerberinnen, die sich für eine Karriere auf der Schiene interessieren, abzubauen. Imagekampagnen und Initiativen sollen neue Mitarbeiterinnen akquirieren und bestehende beruflich unterstützen. So setzt sich der Zusammenschluss Women in Mobility für die Stärkung von Frauen in der Mobilitätsbranche ein und bietet eine Plattform für gemeinsame Projekte, Kooperationen und Austausch.

Neues Gesetz erleichtert ab März 2020 die Fachkräfteeinwanderung

Um den Personalbedarf schnell zu bedienen, sind besonders unkomplizierte und schnelle Lösungen für die Akquisition von qualifiziertem Personal gefragt. Durch eine unbürokratische Umsetzung des neuen Fachkräfteeinwanderungsgesetzes, welches am 1. März 2020 in Kraft tritt, kann die Bundesregierung Unterstützung leisten. Das Gesetz liefert den Rahmen für eine vereinfachte Zuwanderung von qualifizierten Fachkräften – Hochschulabsolventinnen und -absolventen sowie Personen mit qualifizierter Berufsausbildung aus nicht EU-Ländern. Der im Ursprungsland erworbene akademische Grad oder die abgeschlossene Berufsausbildung ermöglicht in Zukunft auch in Deutschland einen unkomplizierten Zugang zu allen fachspezifischen Berufen.

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