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Mit dem Amphibienbus zur Arbeit

Future
Berlin – 15. Oktober 2019

Die Thüringer Kommunen am Bleiloch- und am Hohenwarte-Stausee wollen einen schwimmfähigen Autobus an Land und auf dem Wasser im Linienverkehr einsetzen. Im Rahmen einer Machbarkeitsstudie wird zurzeit erforscht, inwiefern das Projekt zu realisieren ist.

Mitten in Thüringen fließt auf 27 Kilometer Länge die angestaute Saale und schlängelt sich durch die unter Naturschutz stehende Landschaft. Bisher verkehren hier vom Frühjahr bis zum Herbstanfang alleinig die Ausflugsschiffe, die hauptsächlich Touristen und Tagesausflügler bedienen. Seit geraumer Zeit sucht die Region jedoch eine Lösung, das Gebiet auch für den ÖPNV zu erschließen. Schnell formulierte die Politik die Idee, auf der Saale Linienschiffe einzusetzen. Doch dieser Vorschlag stellte sich als finanziell unrentabel und aus ökologischer Sicht fragwürdig heraus. „Ursprünglich hatten wir in der Kommunalen Arbeitsgemeinschaft mit dem Gedanken gespielt, die Linienschiffe der Hohenwarte-Talsperre bis Ziegenrück fahren zu lassen. Doch das Vorhaben war mit sechs Millionen Euro, die wir unter anderem für das Auskoffern der Saale benötigt hätten, zu teuer. Außerdem wissen wir nicht, ob der Naturschutz zugestimmt hätte. Also haben wir nach Alternativen gesucht“, erklärt Thomas Fügmann (CDU), Landrat des Saale-Orla-Kreises.

Die Lösung: Ein Wasserbus im ÖPNV

Ein Blick auf die Hansestadt Hamburg lieferte Inspiration. Simone Holt, Referatsleiterin für Regionalförderung im Infrastrukturministerium, unterbreitete den Vorschlag, im Stauseegebiet einen schwimmfähigen Bus im Linienverkehr zu testen. In der Hafen-City in Hamburg wird ein solches Exemplar bereits eingesetzt – jedoch nicht im Rahmen des ÖPNV, sondern als Touristenattraktion für kombinierte Stadt- und Hafenrundfahrten. In Thüringen soll der Event-Faktor einer solchen Fahrt im Wasserbus nicht im Vordergrund stehen, sondern vor allem Pendler und Anlieger der Saalestadt an die Linienschifffahrt der Hohenwarte-Talsperre anbinden. Dafür sind zudem an den Halteorten Umstiegspunkte zu den Linienbussen geplant.

Lokales Engagement bietet Unterstützung

Die Realisierbarkeit des Plans wird nun in einer Machbarkeitsstudie getestet. Die Studie in Auftrag gegeben hat der Zweckverband „Infrastruktur und Tourismus Thüringer Meer“. Der 2018 gegründete Verband bündelt die Interessen von 23 Gemeinden entlang der Saale und hilft ihnen dabei, Projekte zu steuern, private Investoren einzubinden und Förderanträge vorzubereiten.

Eine Finanzierung über 90 Prozent der insgesamt 65.000 Euro umfassenden Machbarkeitsstudie wurde vom Land Thüringen bewilligt, die fehlenden 7.000 Euro steuern die dem Verein zugehörigen Kreise und Kommunen bei.

Mit der zusammengetragenen Summe sollen zunächst Ein- und Ausfahrstellen für den Amphibienbus an beiden Stauseen geplant und entsprechende Standorte getestet werden. Ebenso werden die Kosten für den Bau der Rampen im Rahmen der Studie eruiert und die Betriebskosten des ausführenden Verkehrsunternehmens KomBus GmbH errechnet. „Denn das Land wird nicht dauerhaft Geld zuschießen“, warnt Staatssekretär Klaus Sühl. Die Kosten für den Bus liegen bei ca. 750.000 Euro. Gibt es durch die Ergebnisse der Machbarkeitsstudie grünes Licht für die Umsetzung, könnte so die Region durch das erweiterte ÖPNV-Netz für Einwohner und Touristen erheblich aufgewertet werden.

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