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Pilotprojekt gestartet: Darmstadt testet ferngesteuerte und automatisierte Tram

Future
Berlin – 17. Juli 2019

Zur zukünftigen Optimierung und Weiterentwicklung des Straßenbahnnetzes in Darmstadt startet ein Forschungs- und Projektteam ein bisher deutschlandweit einmaliges Pilotprojekt: Im Rahmen einer Machbarkeitsstudie fährt ab Sommer auf allen Linien eine mit Sensoren und künstlicher Intelligenz ausgestattete Straßenbahn, die relevantes Datenmaterial sammelt.

Das Forschungs- und Projektteam, zusammengestellt aus Mitarbeitern von Digitalstadt Darmstadt, Technischer Universität, HEAG, HEAG mobilo und der Telekom, haben anlässlich der Darmstadt Konferenz am 12. und 13. Juni die „Machbarkeitsstudie zur Automatisierung und zu Assistenzsystem der Straßenbahn“ vorgestellt. Im Rahmen des MAAS-Projekts wird eine herkömmliche Straßenbahn Daten und Erfahrungswerte aus dem Darmstädter Verkehr aufzeichnen.

Jochen Partsch, Oberbürgermeister Darmstadt

„MAAS ist ein Beispiel für die fruchtbare Zusammenarbeit von Stadtwirtschaft, Wissenschaft und Unternehmen. Kooperationen wie diese stärken die Innovationskraft und Zukunftsfähigkeit von Darmstadt und der Region. Zudem ermöglichen sie es uns, die Chancen des digitalen Wandels zu erkennen und gewinnbringend zu nutzen.“

Jochen Partsch, Oberbürgermeister Darmstadt

Mit der autonomen Straßenbahn in Richtung Digitalisierung

Ab Sommer 2019 geht die Pilottram auf die Schiene. Bis 2021 werden Informationen über Gleisverläufe, Positionen und Bedeutungen von Verkehrszeichen, Lichtsignale und allgemeine Gegebenheiten der Strecken im Testbetrieb gesammelt, um ein allumfassendes Datennetz aufzubauen. Diese Testfahrten ermöglichen Einblicke in echte Fahrsituationen: Durch einen realistischen und systematischen Blick auf den Fahrbetrieb werden in vorab Situationen identifiziert, auf die das automatisierte System später im laufenden Betrieb reagieren muss. Zudem bilden die gesammelten Daten die Grundlage für den zu entwickelnden Algorithmus und tragen daher erheblich zum Erfolg des Projekts bei. Dabei ist das Ziel des MAAS-Projekts nicht die Entwicklung einer serienreifen, vollautomatisierten Straßenbahn, sondern vor allem die Identifikation und Analyse von technischen Systemen, die die Entwicklung der Straßenbahn vorantreiben und somit den Weg in eine digitale Zukunft ebnen.

Prof. Dr. Klaus-Michael Ahrend und Dr. Markus Hoschek, HEAG Vorstand

„Im Bereich der Automatisierung von Straßenbahnen sind noch viele Fragen offen. Wir haben 2017 das MAAS-Projekt begonnen, um einen Beitrag zur notwendigen Grundlagenarbeit zu leisten. Uns interessiert, wie die digitale Transformation der Straßenbahn zu Ressourceneffizienz und Verbesserungen im Betriebsablauf beitragen und das Angebot für unsere Kundinnen und Kunden verbessern kann.“

Prof. Dr. Klaus-Michael Ahrend und Dr. Markus Hoschek, HEAG Vorstand

Teleoperation der Straßenbahn über 5G-Netz

Eine innovative Komponente der Tram, die das Projektteam im Testzeitraum genauer untersuchen wird, ist die Fernsteuerung. Getestet wir diese zunächst auf dem Betriebsgelände HEAG mobilo, im zweiten Schritt soll es dann auf eine Teststrecke zwischen Hauptbahnhof und Griesheim gehen. Hier hat die Telekom bereits moderne 5G-Antennten aufgebaut, die für die datenintensive Echtzeitkommunikation zwischen Straßenbahn und Zentrale benötigt werden. Ohne eine flächendeckende Modernisierung des Mobilfunkstandards von 4G (LTE) auf 5G wird das Projekt mittelfristig an seine Grenzen stoßen: Zu viele Nutzer greifen derzeit im Ballungsraum Darmstadt auf die Kapazitäten einer Funkzelle zu, sodass eine Fernsteuerung nur mithilfe des stärkeren 5G-Netzes umgesetzt werden kann.

MAAS soll Erweiterung des ÖPNV-Angebots ermöglichen

Langfristig soll das MAAS-Projekt vor allem Webereiter für die Ausweitung und Verbesserung des öffentlichen Personennahverkehrs sein. Durch den Einsatz automatisierter und ferngesteuerter Fahrten können auch nachts und in Randgebieten Takte verdichtet werden. Die intelligente Software passt das Fahrttempo der Straßenbahn an die Schaltung von Lichtanlagen an und reduziert so durch optimales Bremsen und Beschleunigen den Energieverbrauch sowie die Abnutzung von Verschleißteilen. Da die intelligent gesteuerten Fahrzeuge vorrausschauender fahren, verbessert sich auch der Fahrtkomfort für Passagiere und der Verkehrsfluss für alle weiteren Verkehrsteilnehmer.

Obwohl die Projektpartner sich einig sind, dass der vollautomatisierte Betrieb von Straßenbahnen noch in ferner Zukunft liegt, wird MAAS aufschlussreiche Informationen über diese vielversprechende Technik liefern. Auf Basis dieser Erkenntnisse können Teilsysteme in bestehende Netze integriert und politische, technische und rechtliche Grundlagen für die Mobilität von Morgen geschaffen werden.

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