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Studie: Güterbahnen für Klimaschutz ausbauen

News
Berlin –  26. Oktober 2021

Für mehr Klimaschutz entdeckt die Wirtschaft den Schienengüterverkehr neu. In puncto Transport und Logistik hat die Bahn vielversprechende Perspektiven, beschreibt eine umfangreiche Studie der Beratungsfirma Roland Berger. Verbunden ist die Untersuchung mit der Aufforderung an die Politik, endlich mit Nachdruck in die Modernisierung der Schiene zu investieren; viele Bahnunternehmen wollen einen maßgeblichen Anteil dazu geben.

Nach umfangreicher Detailarbeit, an der sich maßgeblich die privaten und die Landes-Güterbahnen im Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) beteiligt hatten, halten die Experten es für realistisch, dass der Schienengüterverkehr seinen Marktanteil auf 25 bis 30 Prozent steigern kann. Damit erzielte er dann eine Verkehrsleistung, die spürbar den LKW-Strom auf den Straßen verringern könnte. Ein derartiger Ausbau für den umweltfreundlichen Wirtschaftsverkehr morgen und übermorgen erfordert aber eine hohe Investitionsbereitschaft in Politik und Wirtschaft. „Über den Klimawandel zu sprechen, reicht nicht mehr. Es müssen Taten folgen”, mahnte eindringlich VDV-Vizepräsident Joachim Berends, Chef der Bentheimer Eisenbahn, anlässlich der Vorstellung der Studie, die vom Branchenverband in Auftrag gegeben worden war.

So sind knapp 52 Milliarden Euro der Studie zufolge allein bis 2030 erforderlich, um die Vernachlässigung der Güterbahn in den letzten Jahren und Jahrzehnten zu korrigieren. Fast zwei Drittel davon seien notwendig, um die Infrastruktur für den Schienengüterverkehr für moderne Transport- und Logistikanforderungen auszubauen. Da geht es um die Schaffung zusätzlicher Kapazitäten etwa durch weitere Gleise, Rangierbahnhöfe, Containerterminals und Serviceeinrichtungen etwa für Wartung und Instandhaltung der deutlich größer werdenden Fahrzeugflotten für den anvisierten Mehr-Verkehr. Während die Finanzierung der stationären Infrastruktur weithin staatliche Aufgabe ist, will die Branche der Güterbahnen ein Viertel der Investitionen selbst stemmen. Vorgenommen hat sie sich speziell die Erneuerung und die Ergänzungen des Rollmaterials, von Lokomotiven bis zu Spezialfahrzeugen für das Transportgeschäft. Auch die Modernisierung des täglichen Geschäftes, zum Beispiel mit der Digitalisierung und bei internationalen Zugläufen, wollen die Verkehrsunternehmen in Eigenregie realisieren. Das Ziel müsse sein, so Eisenbahner Berends, dass ein Güterzug genauso problemlos von Warschau nach Lissabon fahren kann wie heute der LKW.

18 „Pakete”, drei Schwerpunkte

In Zusammenarbeit mit den Güterbahnen im VDV waren für die Studie in einer vorbereitenden Analyse zunächst rund hundert Einzelmaßnahmen für den erfolgreichen Schienengüterverkehr der Zukunft ermittelt worden. Diese wurden dann in 18 „Paketen” zusammengefasst. Dabei wurden drei Schwerpunkte herausgearbeitet:

  • Änderungen von verkehrspolitischen Rahmenbedingungen zur Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit der Schiene gegenüber der Straße,
  • Auf- und Ausbau der Infrastruktur sowie der Fahrzeugflotten,
  • Innovationen und Qualitätsverbesserungen, mit dem Ziel, die Wettbewerbsfähigkeit zu stärken.


Die Autoren der Studie betonen, dass diese drei Schwerpunkte unbedingt parallel umgesetzt werden müssten. Sonst würde das Ziel, mehr Güterverkehr auf die Schiene zu bringen, nicht im potenziell möglichen Umfang erreicht. Mit der erheblichen Steigerung der Transportleistungen würde sich der Schienengüterverkehr nicht nur klimapolitisch, sondern auch wirtschaftlich zu einem Erfolgsmodell entwickeln können und nicht länger rote Zahlen schreiben. So seien die Milliarden-Investitionen keine Subvention in den Verkehrsträger Schiene, sondern lediglich die Deckung des Nachholbedarfs nach den Versäumnissen der Verkehrspolitik in den Jahren und Jahrzehnten zuvor.

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