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Neue Konzepte für die Pendlerregion Regensburg

News
Berlin –  25. November 2021

Mehr als 80.000 Ein- und knapp 20.000 Auspendler machen Regensburg zu einer Pendlerhochburg. Wie die Mobilität in der Stadt und der Oberpfalz effizienter und nachhaltiger werden kann, diskutierten Expertinnen und Experten aus Politik, Kammern, Unternehmen und Verkehrsbranche anlässlich der Konferenz „Business Mobility Brunch“ am 19. November im marinaforum von Regensburg.

„Mobilität bewegt uns alle – in Bayern, in Deutschland und letztlich auch in Europa. Wir müssen jetzt die Weichen stellen für die Mobilitätswende und das Erreichen der für 2030 gesetzten Klimaziele“, so Dr. Robert Frank, Vorsitzender der Landesgruppe Bayern des Verbandes Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) und Geschäftsführer der Ingolstädter Verkehrsgesellschaft, zu Beginn von zwei hochkarätig besetzten Diskussionsrunden. Auch für Regensburg und die Oberpfalz gilt, dass mehr Menschen vom Umstieg auf Busse und Bahnen überzeugt werden müssen, um die täglichen Auswirkungen der Pendlerverkehre abzumildern. Bereits heute führt das hohe Pendleraufkommen in den Stoßzeiten zu langen Staus auf den Straßen. Das für die nächsten Jahre erwartete Wachstum in der Region dürfte die Situation weiter verschärfen. „Drei große Megatrends prägen die Mobilität: der Umstieg auf elektrische Antriebe, die Digitalisierung und das autonome Fahren. Das gilt für den Individualverkehr genauso wie für den öffentlichen Verkehr. Damit die Mobilitätswende gelingt, müssen wir die Verkehrsmittel noch besser miteinander verknüpfen und sicherstellen, dass Mobilität bezahlbar bleibt“, skizzierte Stefan Heimlich, Vorsitzender des ACE Auto Club Europa, zu Beginn der Veranstaltung mögliche Lösungsansätze.

von links nach rechts: Dr. Robert Frank Vorsitzender der Landesgruppe Bayern des Verbandes Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV), Tanja Schweiger Landrätin des Landkreis Regensburg, und Stefan Heimlich Vorsitzender des ACE Auto Club Europa

Mehr Kapazitäten und attraktivere Angebote schaffen

Welche Bausteine für eine gelungene Vernetzung und ein attraktives Angebot erforderlich sind, diskutierten Dr. Robert Frank und Stefan Heimlich gemeinsam mit der Regensburger Oberbürgermeisterin Gertrud Maltz-Schwarzfischer, Tanja Schweiger, Landrätin des Landkreises Regensburg, und Dr. Josef Rott aus dem Bayerischen Staatsministerium für Wohnen, Bau und Verkehr in einer ersten Gesprächsrunde. Den Auftakt der von Dr. Christian Eckl und Pascal Durain von der Mittelbayerischen Zeitung moderierten Diskussion bildete die Frage an die rund 1.800 Zuschauerinnen und Zuschauer des Livestreams, wie sie die Pendlermobilität in Regensburg und der Oberpfalz bewerten. Immerhin 68 Prozent stimmten für „ausbaufähig“ – eine Einschätzung, der sich die Oberbürgermeisterin anschloss: „Ich teile diese Auffassung. Wir haben uns jedoch bereits auf den Weg gemacht, die Situation zu verbessern. Aufgrund der langwierigen Verfahren gerade beim Brücken- und Schienenbau geht das aber nicht von heute auf morgen.“ Landrätin Schweiger machte deutlich, dass im Freistaat in den vergangenen Jahren bereits viel passiert ist: „Es fließt deutlich mehr Geld in den öffentlichen Verkehr. Diese Entwicklung muss weitergehen und verstetigt werden. Gerade auf der Schiene gibt es noch Nachholbedarf. Für den Schienenausbau brauchen wir den Schulterschluss von Bayern und Berlin.“

Auch mehr Bahnhaltepunkte können dazu beitragen, Beschäftigte vom Auto auf die Schiene zu bringen. Auf Basis eines gemeinsamen Gutachtens von Stadt und Landkreis sollen mehrere Haltepunkte reaktiviert werden, darunter unter anderem der Walhalla-Bahnhof. Dagegen erläuterte Dr. Rott, dass das Ministerium zusätzlich zu festen Linienverläufen mit verbindlichen Fahrzeiten die Zukunft öffentlicher Mobilität in ländlichen Räumen verstärkt in ergänzenden On-Demand-Angeboten sieht. Das sich auch die Wirtschaft in der Region für eine umweltgerechtere Mobilität engagiert, verdeutlichten zwei Best Practices aus dem Bereich des betrieblichen Mobilitätsmanagements. Dabei stellte Josef Weitzer, Gesamtbetriebsratsvorsitzender der Krones AG, die vielfältigen Aktivitäten von einem der großen Arbeitgeber vor. Dass sich Angebote wie beispielsweise das Jobticket auch für mittelständische Handwerksbetriebe eignen, erläuterte der Elektromeister Gerhard W. Gröschl.

Attraktiver ÖPNV wichtiger als günstiger ÖPNV

Wie der Ausbau des Mobilitätsangebotes aus Sicht der Kammern und der ÖPNV-Branche gestaltet werden sollte, diskutierten Ursula Hildebrand, Regionalbeauftrage des ACE Clubs Bayern Süd, Dr. Jürgen Helmes, Hauptgeschäftsführer der IHK Regensburg für Oberpfalz / Kelheim, Jürgen Kilger, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Niederbayern-Oberpfalz, Jörg Konrad, Geschäftsführer Regionalbus Oberbayern, Dr. Axel Hennighausen, Geschäftsführer der agilis Eisenbahngesellschaft, und Kai Müller-Eberstein, Geschäftsführer des Regensburger Verkehrsverbundes (RVV). Auch diese Runde startete mit einer Umfrage: 41 Prozent der Userinnen und User war an einer besseren Vernetzung der Mobilitätsangebote gelegen, 30 Prozent forderten den Ausbau des SPNV-Angebotes, 22 Prozent mehr Busverkehr und nur 7 Prozent attraktivere Tickets und Tarife. „Die Vernetzung ist in der Tat wichtig, gerade auf der letzten Meile. Wir treiben das Thema aktiv voran, die Digitalisierung spielt uns dabei in die Karten“, bestätigte Kai Müller-Eberstein vom RVV.

Handlungsbedarf sehen auch IHK und Handwerkskammer: Die Wirtschaft in der Region hat die Verkehrssituation im Großraum Regensburg anlässlich einer Unternehmensbefragung der Kammern im Jahr 2019 als problematisch eingestuft. IHK-Hauptgeschäftsführer Dr. Jürgen Helmes begrüßte daher das Engagement der verantwortlichen Akteure für ein besseres Bus- und Bahnangebot. „Wir brauchen einen besser ausgebauten öffentlichen Verkehr mit der Schiene als Rückgrat. Staus kosten Zeit, Geld, Zuverlässigkeit und Umweltschutz. Wir benötigen daher intelligente Modelle für die Pendlermobilität. Ein attraktiver ÖPNV ist uns weitaus wichtiger als ein billiger ÖPNV.“ Was dem IHK-Vertreter jedoch auch wichtig war: „Wir brauchen das Auto, denn die Pendler aus dem Umland müssen die Stadt erreichen können. Wir bekommen nicht alle in die Busse.“

Großer Handlungsbedarf bis 2030

ACE-Vorsitzender Stefan Heimlich freute sich über den regen Austausch von Politik, Kammern und Mobilitätsbranche: „Es funktioniert nicht, das Auto gegen den öffentlichen Verkehr auszuspielen, wir brauchen alle Verkehrsmittel mit ihren spezifischen Eigenschaften. Darüber hinaus muss neben kurzfristigen Angebotsverbesserungen auch auf den langfristigen Ausbau der Infrastruktur gesetzt werden. Wichtig dabei ist, die Bürgerinnen und Bürger mitzunehmen.“ Dr. Robert Frank warf abschließend einen Blick auf den Handlungsbedarf der Branche. „Die Unternehmen des öffentlichen Nahverkehrs sind einem hohen Erwartungsdruck ausgesetzt. Wir sind von vielen Seiten gefordert, besser ausgebaute, moderne und digitale Angebote anzubieten. Aktuell müssen wir aber erst einmal durch die vierte Welle kommen. Dazu benötigen wir einen weiteren ÖPNV-Rettungsschirm zum Ausgleich der Einnahmeverluste, damit wir unser Mobilitätsangebot weiterhin uneingeschränkt aufrechterhalten können. Parallel stellen wir uns den Herausforderungen, zur Umsetzung der Klimaziele noch mehr Menschen von einem Umstieg auf Busse und Bahnen zu überzeugen.“


Hinweis zur Veranstaltung:

Alle Teilnehmenden waren geimpft oder genesen (2G) und haben zusätzlich einen aktuellen Corona-Schnelltest vorgenommen.


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